aktiv für Menschen und Wälder
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Wie soll REDD funktionieren? Die Grundidee eines REDD-Mechanismus besteht darin, auf der Basis historischer Daten die durchschnittliche Entwaldung in einem Referenzzeitraum (z. B. den 1990er Jahren) zu berechnen und als "Baseline" festzulegen. Sind Staaten  in der Lage, ihre Entwaldungsrate unter diesen Wert zu senken, erhalten sie Zahlungen, die nach einem noch zu entwickelnden Schlüssel zugewiesen werden.  Jeder wirksame Mechanismus muss sicherstellen, dass Entwaldung dauerhaft verringert (Permanence) und nicht nur vom einem Ort an einen anderen verlagert wird (Leakage). Denn subnationale REDD-Maßnahmen, wie z. B. der verbesserte Schutz eines Nationalparks, können möglicherweise dazu führen, dass Holzfäller oder Siedler in weniger gut kontrollierte Gebiete ausweichen.  Voraussetzung dafür ist die Schaffung eines verlässlichen Kontrollsystems, das aus Beobachtung (Monitoring), regelmäßigen Berichten (Reporting) und einer unabhängigen Überprüfung (Verification) besteht. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei auf die Einhaltung von Sicherheitsklauseln (Safeguards) zu legen.  Die Auswertung von Satellitendaten liefert mittlerweile gute Ergebnisse bei der Überwachung der Waldflächen. Die Degradierung von Wäldern lässt sich so aber nicht messen. Auch die Berechnung des auf einer Waldfläche gebundenen Kohlenstoffs orientiert sich in erster Linie am Holzvolumen der Bäume. Der im Boden gespeicherte Kohlenstoff wird dagegen bestenfalls geschätzt. Wer soll das bezahlen? Besonders kontrovers wird die Frage diskutiert, wo das Geld für REDD herkommen soll.  Einige Länder - und auch internationale Organisationen wie die Weltbank - bevorzugen einen marktbasierten Mechanismus, also den freien Handel mit CO2-Minderungszertifikaten aus verringerter Entwaldung. Mit dem Kauf von REDD-Zertifikaten im Rahmen des internationalen Emissionshandels könnten Staaten und Industrie aber das Recht erwerben, den eigenen Ausstoß von Klimagasen nicht verringern zu müssen. Damit würde ein weiteres Schlupfloch für jene entstehen, die mit kostengünstigen Investitionen in Waldschutz die fortgesetzte Nutzung veralteter, aber gewinnträchtiger Technologien rechtfertigen wollen.  Die meisten Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern deshalb, Zertifikate für den Walderhalt aus dem Emissionshandel herauszuhalten.  Denn die Bindung von Kohlenstoff in Wäldern ist reversibel, sei es durch natürliche Katastrophen oder durch vorsätzliche Zerstörung. Der Ausstoß von Klimagasen bei der Verbrennung fossiler Energieträger ist dagegen irreversibel. Jeder Marktmechanismus, der ein Aufrechnen von "grünem Kohlenstoff" (aus Walderhalt) gegen "schwarzen Kohlenstoff" (aus fossilen Quellen) erlaubt, kann de facto zu einem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre führen - und damit zu einer Beschleunigung des Klimawandels. Außerdem ist der Emissionshandel keine verlässliche Quelle für die Finanzierung von Waldschutz. Die notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Wäldern müssen langfristig geplant und unterstützt werden, der Kohlenstoffmarkt dagegen unterliegt starken Schwankungen. Wenn kurzfristig billige Waldzertifikate in direkter Konkurrenz zu anderen Kohlenstoffzertifikaten stehen, droht eine Destabilisierung des Marktes.  Eine Alternative zu Marktmechanismen sind Fonds, in die zum Beispiel Abgaben auf Treibhausgasemissionen oder die Erlöse aus der Versteigerung von Emissionsrechten eingezahlt werden. Sie könnten genutzt werden, um schnelle und kosteneffektive Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu finanzieren, wie die Beendigung der kommerziellen Holznutzung in Primärwäldern ("Urwäldern") und die Sicherung von Landrechten indigener und lokaler Gemeinschaften, die in und von Wäldern leben.
Waldschutz ist Klimaschutz Entwaldung verursacht ein Fünftel der weltweiten Treibhausgase. Dass die Klimaziele ohne deutliche Verringerung des Waldverlustes nicht zu erreichen sind, wird kaum noch bezweifelt. Doch wie das geschehen soll, darüber wird heftig gestritten. Die Idee scheint einfach: Wenn die von Zerstörung bedrohten Wälder geschützt werden können, bleiben sie als gewaltige Kohlenstoffspeicher erhalten. Wenn der auf jährlich 13 Millionen Hektar geschätzte Waldverlust verringert werden kann, bleibt der Kohlenstoff in den Pflanzen gebunden und gelangt nicht in die Atmosphäre, wo er zum Treibhauseffekt beitragen würde. Als Anreiz für die Tropenwaldländer sollen die Industrieländer den wirtschaftlichen Verlust kompensieren, den ein Verzicht auf den Holzeinschlag und auf die Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftliche Flächen bedeutet. Wie ein solcher Kompensationsmechanismus aussehen kann, wird in den internationalen Klimaverhandlungen unter dem Kürzel REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation in developing countries) diskutiert. Seit in die Diskussion die Themenfelder Schutz von Wäldern, ihre nachhaltige Nutzung und die Erhöhung ihrer Kohlenstoffbestände aufgenommen wurden, spricht man auch von REDD+. Plantagen sind keine Wälder! Wichtig ist auch, was überhaupt als Wald verstanden wird und somit in REDD- Kompensationen berücksichtigt werden kann. Die 2001 von der Klima-Rahmenkonvention beschlossene Definition von Wäldern (ein mindestens 0,5 bis 1 Hektar großes Gebiet, das zu 10 - 30 % von Pflanzen bedeckt ist, die ausgewachsen mindestens 2 -5 Meter hoch sind) unterscheidet nicht zwischen Naturwäldern, Wirtschaftswäldern und Plantagen. Weder eine Degradierung natürlicher Wälder durch holzwirtschaftliche Nutzung, noch die Umwandlung in eine Zellstoff- oder Palmölplantage würden als Waldverlust gewertet! Wenn diese Definition auch im Rahmen von REDD eingesetzt wird, könnte eine Umwandlung von Urwäldern in Monokulturen sogar noch mit öffentlichen Geldern unterstützt werden. Wälder sind mehr als Kohlenstoffspeicher Sollte REDD zu einem Teil eines neuen Klima-Abkommens werden, besteht die Gefahr, dass Wälder einseitig auf ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher reduziert werden. Deshalb muss in den Verhandlungen sichergestellt werden, dass die ökologischen und sozialen Funktionen von Wäldern den Klimaschutzaspekten nicht untergeordnet werden: Erfolgversprechend wird der REDD-Mechanismus nur, wenn es gelingt, eine Verringerung von Treibhausgasemissionen mit dem Schutz der biologischen Vielfalt und einer umfassenden Beteiligung der lokalen Bevölkerung zu verbinden. Hierfür müssen klare und verbindliche Sicherheitsklauseln (Safeguards) vereinbart werden. ^ nach oben